Antiquariatsmesse Stuttgart, 18.-22. Februar 2022

Spektakuläre Buchmalerei von Niccolò di Giacomo mit "äußerst lebhafter Erzählfreude"​

Nicolò di Giacomo (und Werkstatt Stefano degli Azzi?), (Bologna akt. 1349–1403). Bologna, ca. 1365–70. Bildinitiale G aus einem Graduale mit der Geburt der Jungfrau („Gaudeamus omnes in Domino, diem festum celebrantes sub honore Mariae Virginis: de cujus nativitate gauden angeli, et collaudant Filium Die“). Introitus zum Fest der Geburt Mariae, 8. September. Tempera auf Pergament. 165×150 mm. Goldgrund leicht berieben.  

€ 9.500,–

Provenienz: Imola, San Domenico (?), bis 1981 in niederländischem Besitz; danach in deutschem Privatbesitz. „Vorliegende Bildinitiale G verbildlicht mit äußerst lebhafter Erzählfreude die Geburt der Jungfrau.
Die Mutter Anna hat sich bereits aus dem Bett gewagt und sitzt nachdenklich und noch sichtlich benommen von den Mühen der Geburt auf der Truhe der Bettumrandung, während ihr von der Mägdeschar die neu geborene Tochter und künftige Gottesmutter dargereicht wird. Andere bereiten ihr am offenen Kamin Speisen vor die ihr von weiteren mit Trank als Stärkung gereicht werden. Diese leider etwas von Schäden beeinträchtigte Bildinitiale gehört zu den lebhaftesten Darstellungen dieses Bildthemas, die aus der Werkstatt des führenden Bologneser Miniaturisten, Nicolò di Giacomo, hervorgegangen ist und der weitere ähnlich gelagerte spätere Interpretationen des Künstlers etwa in den Chorbüchern von San Giovanni a Persiceto bei Bologna in punkto Narration keinem Vergleich standhalten können. [… ] Die Bildinitiale steht stilistisch der Illustration der Matrikel der Schmiedezunft (Matricola della Società dei Fabbri von 1366 [Rom, Biblioteca del Senato della Repubblica, Statuti mss 26]) nahe. […] Zweifellos stammt die Bildminiatur aus einem Graduale, wobei der Buchstabe G den Eingangsgesang zum Fest der Geburt Mariae einleitete („Gaudeamus omnes in Domino, diem …“). Damit entstammt dieses Fragment aus einem von Nicolò di Giacomo illuminierten Chorbuch, das gegen 1365–70 entstanden ist und die Gradual-Gesänge eines Proprium Sanctorum enthalten hat. Stilistisch vergleichbare Miniaturen sind uns in den Chorbüchern von San Giacomo Maggiore in Bologna bekannt, […] Zweifellos ist die Bildminiatur ein weiteres Zeugnis vom hohen Können des damals in Bologna absolut führenden Buchmalers, der auch über die emilianischen Grenzen hinaus gefragt war und für Auftraggeber in Venedig und Lucca und anderswo tätig war. Sie fällt in die Zeit zwischen 1365 und 1370.“ (Expertise Prof. Dr. Gaudenz Freuler, Zürich).

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Seltene Aalster-Inkunabel, gedruckt von Dirk Martens

in prächtigem gotischen Einband

Martens, Dirk [Theodericus Martinus / Thierry Martens] (Drucker). Sermones compositi super particulis antiphonae Salve regina. [a1r Titelseite:] Incipiunt sermones compositi super particulis antiphone salue regina … ordinati a docto sacrarum litterarum necnon uirgini matri deuoto uiro cuius nomen olim in libro uite inuenietur. [a2r:] Sermones compositi super particulis antiphonae Salve regina. Incipit: [A]d xpristifere (!) uirginis preconia non mediocriter efferenda cum uniuersalis obligetur creatura precipue rationalis. Alost [Aalst], Thierry Martens, 9. Juli 1487. 76 ungezählte Blätter, [a6- m6, n4], (40 Zeilen rubriziert). Quarto. Gotischer Ganzleder-Medaillon-Einband der Zeit über Holzdeckeln mit Schließen.

VERKAUFT

ISTC is00471000; Goff S471; Copinger 5404; Polain (B) 3504; BSB-Ink S. 327 (unvollständig); GW M41750; Pell Ms 10510; Elliott-Loose 492; Arnoult 1323; etc.

Äußerst seltene und spektakulär gebundene Aalster Inkunabel mit anonymen Predigten zum großen Marienlob (Salve Regina), gedruckt von Dirk Martens (Theodericus/Thierry Martens), der mit Johannes von Westfalen als derjenige gilt, der den „Buchdruck nach Holland“ gebracht hat, wie auf seinem Grabstein zu lesen war. Erste einzelne Drucke in Aalst datieren 1474 (und somit vor 1475 Brügge, Colard Mansion; 1476 Brüssel, Brüderschaft vom gemeinsamen Leben; 1477 Gouda, Gerard Leeu; Deventer, Richard Paffroad und Delft, Jacob Jacobzoon; 1482 Antwerpen), bevor er bis 1487 nach Spanien ging, wo aber keine Drucke unter eigenem Namen verzeichnet sind. Nach seiner Rückkehr nach Aalst hat Martens dieses Werk gedruckt und ist noch im selben Jahre erst nach Antwerpen und dann nach Löwen umgezogen. Insgesamt sind nur 20 Werke von ihm verzeichnet. Wir konnten kein Exemplar dieses Werkes auf Auktionen im deutschsprachigen Raum nachweisen. Der außergewöhnliche und wohlerhaltene gotische Einband stammt aus den Niederlanden, vergleichbare Medaillon-Stempel mit Adlern fanden auch im Mainzer Raum Verwendung. Breitrandiges Exemplar mit kunstvoll ausgemalten Initialen zu jedem Abschnittsbeginn, nur ganz vereinzelt etwas fleckig.

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