36. Antiquaria Ludwigsburg, 17.-19. Februar 2022

(C) Foto: Michael Solder

Martyrium des Hl. Simon von Trient

Martyrium des Hl Simon von Trient. Ausschnitt aus einem Antiphonar. Tempera auf Pergament, 135×154 mm, Zeilenabstand 52 mm, Quadratnoten im Vierlinienschema. Text: Bruchstücke aus einem Officium, auf der Vorderseite von der Initiale O zum Fest des Hl. Simon (24. März) übermalt.

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Die Miniatur ist nach dem Holzschnitt Schreiber Nr. 1.970 gemalt, der in der Biblioteca Classense in Ravenna erhalten ist und zwar direkt nach dem ravennatischen Exemplar. Der Holzschnitt ist dort den Konturen der Figuren entlang ausgeschnitten und aufgeklebt, was der Kopist getreu abgebildet hat. Auch das Titelschild und die in Ravenna einzeln ausgeschnittenen und aufgeklebten Marterwerkzeuge oben sind übernommen, kleine Veränderungen finden sich nur in der Faltenzeichnung und vor allem in der Physiognomie des rechts kauernden Peinigers. Die Holzschnittsammlung in Ravenna muss in den Jahren 1470–1480 zusammengestellt worden sein. Das Blatt mit dem SimonMartyrium kann nicht vor 1479 entstanden sein, dem Jahr der Seligsprechung des Kindes, das angeblich 1475 durch Ritualmord der Juden in Trient ums Leben kam. Die Miniatur wird in den 80er Jahren entstanden sein, am wahrscheinlichsten in Trient selbst. Sie zeigt eine der frühen künstlerischen Darstellungen dieser langlebigen antijudaistischen Ritualmordlegenden, wie man sie später auch in der Schedelschen Weltchronik von 1493 findet. „Die gedruckte Vorlage des Simon von Trient Martyrium stammt aus dem Ambiente der venezianischen Druckerkunst, die über Cristoforo Cortese große Impulse erhielt. Ähnliche knorrige Typen findet man auch in der Spätnachfolge des Cortese, so in einer Miniatur einer Matrikel der Fornaciai in Udine. Ich kann mir vorstellen, dass das Fragment aus dieser Gegend des Veneto/evtl. Trentino stammt und wohl kurz nach der Propagierung des Kultes erfolgte. Dieser geht auch aus den Fresken der beiden letzten Jahrzehnte des 15. Jhs. hervor.“ (Prof. Dr. G. Freuler)

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...Die natürliche Historie der Frösche des hiesigen Landes...

August Johann Rösel von Rosenhof
und Albrecht von Haller (Vorwort)

(C) Fotos: Tuula Kainulainen 2021

Rösel [Roesel] von Rosenhof, August Johann und Albrecht von Haller (Vorwort). Historia naturalis ranarum nostratium in qua omnes earum proprietates, praesertim quae ad generationem ipsarum pertinent, fusius enarrantur … Die natürliche Historie der Frösche des hiesigen Landes … mit einer Vorrede Herrn Albrechts von Haller. Nürnberg, J.J. Fleischmann, 1758. Mit gestochenem koloriertem Frontispiz von Tyroff nach Rösel, 24 kolorierten Kupfertafeln und einer Suite von 24 (unkolorierten, wiederholten) Kupfertafeln von Heumann, Tyroff, Joninger u.a. nach Rösel sowie 8 gestochenen Vignetten von Hermann, Tyroff, Mechel u. a. nach Rösel, Preißler u.a. 3 Bll., VIII, 115 SS., 1 nn. S. und nicht nummerierten Zwischentitel. Folio. Marmorierter Ganzlederband der Zeit über Bünden mit goldgeprägtem, farbigen Titelrückenschild und reichlicher Gold-Verzierung.

€ 18.500,–

»Ohne Zweifel das künstlerisch schönste Werk der gesamten herpetologischen Literatur.«

Nissen ZBI 3464; Junk, Rara 162 f.; Graesse VI, 146; Lundsgaard 661; Steinke/Profos 323 (Haller) Wood. Erste Ausgabe dieses Meisterwerks der zoologischen Buchillustration, das einen wertvollen Beitrag zur Naturgeschichte der Amphibien darstellt. Mit den meist fehlenden Zwischentiteln. – Die detaillierten naturkundlichen Beschreibungen von Lebensraum, Organen, Fortpflanzung und Entwicklung der Kaulquappen von sieben verschiedenen Frosch- und Krötenarten liegen als lateinisch-deutscher Paralleltext vor. Abbildungen und Text beziehen sich auf alle damals in Deutschland bekannten Frösche, Kröten und Unken. Lebensweise, Entwicklung und anatomische Verhältnisse werden von dem Nürnberger Maler und Zoologen A.J. Rösel (1705–59) dabei mit erstaunlicher Genauigkeit beschrieben und dargestellt. Ein Nachfolgewerk mit Eidechsen und Salamandern wurde durch Rösels vorzeitigen Tod verhindert. Durch die Tafeln in doppelter Form, zum einen prachtvoll und sorgfältig von Hand koloriert und zum anderen als Umrisskupfer (mit Nummerierungen und Ergänzungen), wurde Rösel sowohl den Kunstliebhabern als auch den Zoologen gerecht und machte sein Werk nicht zuletzt dadurch zu einem der künstlerisch schönsten Werke der gesamten herpetologischen Literatur. „The present volume is one of the classics on amphibiology. The illustrations are the finest and the whole work is admirably done. The title and text appear both in Latin and German and there is a preface by A. von Haller – altogether a very valuable, early contribution to the literature of the batrachia’ (C.A. Wood). Vergleiche auch H. Tunner, Ein Künstler erforscht die Welt der Frösche. Linz. Sehr gut erhaltenes Exemplar in phantastisch feinem Kolorit und sauberem Papier, lediglich die Seidenhemdchen vereinzelt etwas fleckig.
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(C) Fotos: Tuula Kainulainen 2021

Interaction of Color / Die Wechselbeziehung der Farbe

Josef Albers

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Interaction of Color. (Die Wechselbeziehung der Farbe.) Starnberg, J. Keller Verlag, 1973. Lose Tafeln und Kommentarheft in Original-Kassette sowie Textband, zusammen in weißem Original-Lederschuber. – Illustrationen: Folge von 81 farbigen Siebdruck-Tafeln, ca. 36:27 cm. Sehr guter Zustand, Schuber mit minimalen Bereibungen.

€ 7.500.-

Die Lesbarkeit der Kunst Nr. 48; Saur II, 48; vgl. Arnold 37 und Danilowitz S. 20 f. Ein Exemplar von 1.000 Exemplaren der ikonischen „Sehschule“ Josef Albers, die er in experimenteller Zusammenarbeit mit seinen Studentinnen und Studenten am Black Mountain College entwickelte: „Diese Buch ist mein Dank an meine Studenten“. Albers setzt damit die große Tradition der Farblehren Goethes und den Farbkugeln Runges fort und stellt sie auf eine breite Basis sinnlicher Wahrnehmung. Er stellt auf den Siebdrucktafeln verschiedene geometrische Figuren neben- und übereinander, teilweise auch mit beweglichen Elementen, um die Wirkung verschiedener Farbabstufungen und Farbvolumina zu verdeutlichen. „Mit dem Buch will Albers zwar keine Theorie zu seiner eigenen Kunstauffassung geben, doch ist diese indirekt ableitbar, da sein Kunstbegriff unmittelbar an die Thematisierung des Sehens, des Wissens, um den Unterschied zwischen Ursache und Wirkung des Gesehenen geknüpft ist. […] Sehen zu lernen sollte Teil einer ‚general education‘ sein und zu den grundlegenden kulturellen Fähigkeiten, ähnlich wie Rechnen, Schreiben und Lesen, gezählt werden.“ – „In seinem monumentalen Lehrbuch […] faßt er seine Farblehre zusammen, die v.a. auf farbpsychologische Aspekte eingeht. u.a. erörtert er darin den Bezold-Effekt, dessen Kenntnis und schöpferische Anwendung ihm bei den Homage-to-the-Square-Bildern zugutekommen.“ (Saur) Den Druck dieser deutschen Erstausgabe (amerikanischer Erstdruck 1963) lobte Albers in einem Brief an den Verleger Keller als „außerordentlich
gelungen.“

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Beuys, Joseph. PALAZZO REGALE. Umfangreiche Sammlung zum letzten Werk von Joseph Beuys, bestehend aus: 3 Notizzeichnungen von Joseph Beuys. Kugelschreiber auf Pergamentpapier, Din A4 gefaltet und 9 Originalfotografien der Erstaufstellung des Palazzo Regale im Palazzo, im Dezember 1985 für eine temporäre Ausstellung im Museo di Capodimonte von Claudio Abate, (Format Din A4) einzeln aufgezogen mit einem vergoldeten Wechselrahmen in einer handgebundenen Lederschatulle. Weiterer Umfang: technische Konstruktionspläne (mehrfach ausfaltbar) für die Anfertigung des PALAZZO REGALE vom Hersteller, die dazugehörige Kostenkalkulation, Rechnung und Spezifikation etc., Aufzeichnungen des Herstellers zu den Besuchen bei Beuys mit wertvollen Hinweisen zur Werkgenese (Vorbild für die Vitrinen) und zur künstlerischen Gestaltung vor Ort (von Beuys aufgetragene Vergoldung als künstlerischer Akt etc.), Sammlung zahlreicher Einladungen, Zeitungsausschnitte, Postkarten und Korrespondenz mit dem Umfeld von Beuys. o.O., o.V., 1986.

PALAZZO REGALE ̶ Umfangreiches Dossier zum letzten Werk Joseph Beuys'

Joseph Beuys

(C) Fotos: Tuula Kainulainen 2021

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Spektakuläres Dossier rund um den PALAZZO REGALE, dem letzten Werk von Beuys, mit Zeichnungen aus seiner Hand. Die Kunstgeschichte betrachtet dieses Werk als Vermächtnis von Beuys, manche sogar als seine selbst gestaltete Grabkammer mit Referenzen zu seinem Lebenswerk. Das reichhaltige Konvolut bietet unmittelbaren Einblick in sein künstlerisches Schaffen durch persönliche Zeugnisse, aber auch durch genaue Dokumentation der technischen Fertigung, Kalkulation und Anlieferung. Die beeindruckenden Hochglanz-Fotos von der Erstaufstellung aus Neapel sind von dem bekannten Kunstphotographen Claudio Abate und dürften in dieser Form der Präsentation Einzelstücke sein. Ausführliche Beschreibung auf Wunsch.

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