39. Antiquaria Ludwigsburg, 23.-25. Januar 2025

 Die Titel aus dem Messekatalog sind ab Messebeginn verfügbar, bitte kontaktieren Sie uns.

„Meine Seele ist auf der Spitze meiner Feder,
und ist sie es nicht, so stockt sie nach vier Zeilen“.
Die Sammlung Gallitzin.

Die geistesgeschichtliche Wirkung von Amalia Fürstin von Gallitzin im Spiegel einer ausgewählten Sammlung von Dokumenten und Büchern ihres Freundeskreises und ihrer Familie. Umfangreiche Sammlung aus 5 Jahrzehnten zu einer der einflussreichsten Frauen im 18. Jahrhundert, Amalia Fürstin von Gallitzin. Die kenntnisreich zusammengetragene Sammlung legt geradezu ein museales Zeugnis ab: es finden sich nicht nur zahlreichen Beschreibungen, Widmungsexemplare und Briefe in Buchform, sondern auch Porträts, Ansichten, ein Theaterplakat, ein Stammbuch und vieles mehr in der reichhaltigen Kollektion.

24.500,–

Amalia Fürstin von Gallitzin, geb. Gräfin von Schmettau (* 28.08.1748 in Berlin, † 27.04.1806 in Münster) war mit Hemsterhuis, Goethe, Herder, von Stein, Sprickmann u.v.a.m. befreundet und galt als „Pendlerin zwischen Aufklärung und Katholizismus“. Ihre beiden Kinder, Marianne und Demetrius Augustinus Gallitzin, erzog und unterrichtete sie selbst, zunächst beeinflusst
vom Rousseau’schen Erziehungsideal, später von der eingeführten, epochalen Schulreform von Franz Freiherr von Fürstenberg im Hochstift Münster – was man besonders auch in der Erziehung Ihres Sohne Dimitri ablesen kann, der sich als Erwachsener zum Priester weihen ließ und als Missionar nach Nordamerika ging (besonders hier der Fellon Band aus dem Besitz der Familie).
Die Sammlung unterstreicht in ihrer Zusammenstellung die Einzigartigkeit der Persönlichkeit der Fürstin von Gallitzin als unabhängige, kosmopolitische Frau, die mit den Geistesgrößen ihrer Zeit in intensivem Kontakt stand, reiste und unkonventionell in Kleidung und Auftreten war.
Der niederländische Philosoph und Schriftsteller Frans Hemsterhuis gilt als ihr wichtigster philosophischer Lehrer. Sie war seine Muse, und sie bleib ihm bis an sein Lebensende in einem regen Briefwechsel verbunden. Johann Wolfgang von Goethe spricht in seinen Briefen und Aufzeichnungen ausdrücklich davon, dass sie den Schlüssel zu seinem seit langem verschlossenen Herzen gefunden
habe, wie auch die Fürstin in ihrem Tagebuch notierte: „Goethe […] gab mir den schmeichelhaftesten Anlaß, in Korrespondenz mit ihm zu treten, indem er mir nach seiner Rückkehr schrieb, ich allein hätte den Schlüssel seines lange verschlossenen Herzens gefunden […].“ Sie beherbergte ihn mehrfach und überließ ihm ihre Gemmen-Sammlung.

Als Salonière gründete sie den Kreis von Münster „Famila Sacra“ und inspirierte u.a. zu Theater, Philosophie, religiöser Unterweisung und schulischer Bildung. Die Fürstin hat durch ihren geistesgeschichtlichen Diskurs das Bildungsideal
des 18. Jahrhunderts beeinflusst und modernisiert. Im Lebenswandel war sie ungewöhnlich und unkonventionell in Kleidung und Auftreten. Anlässlich eines Besuchs 1781 in Göttingen wird sie von Caroline Schlegel beschrieben als „eine sehr gelehrte Dame, nach griechischer Art gekleidet, mit kurzen Haaren, flachen Schuhen, selten ohne Diener zu sehen, der ein Halbdutzend großer Foliobände trägt, wenn sie mit einem Gefolge von 6 bis 8 Herren am helllichten Tag in unserer Leine badet […]“ (zitiert in Eckart Kleßmann:
Universitätsmamsellen. Fünf aufgeklärte Frauen zwischen Rokoko, Revolution und Romantik. Frankfurt am Main 2008). Die Sammlung aus 5 Jahrzehnten gibt ein facettenreiches Bild dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit Amalia Fürstin von Gallitzin. Auf Wunsch des Sammlers und dem inneren Zusammenhang der Sammlung entsprechend bieten wir die Sammlung nur als Ganzes an. Wir stehen jederzeit für ausführliche Nachfragen aller Art zur Verfügung. Mit Veröffentlichung des Messekataloges erscheint ein reichhaltig bebildertes
Sammlungsverzeichnis. Gerne schicken wir Ihnen bei Interesse dieses Sammlungsverzeichnis zu; zugleich ist es auch auf unserer Homepage einsehbar.

Der Sonnenkönig feiert die Grundsteinlegung in Versailles mit Molière, Lully uvm.

Silvestre, Israel, Molière und André Felibien. Les Plaisirs de l’Isle Enchantée. Course de Bague; collation ornée de machines. Comedie, meslée de danse et de musique; Ballet du Palais d’Alcine; Feu d’Artifice: et autres festes galantes & magnifiques, faites par le Roy à Versailles, le vii. May MDCLXIV, et continuées plusieurs autres jours. Angebunden: Les Divertissemens de Versailles donnez par le Roy a toute sa cour au retour de la Conqueste de la Franche-Comté en l’année MDCLXXIV. 2 Bände in einem Band. Paris, De l’Imprimerie Royale, 1673/1676. Zwei Werke in einem gebunden. Das Titelblatt für jeden Teil mit gestochener Vignette des königlichen Wappens. Der erste Teil mit neun feinen, doppelseitigen gestochenen Tafeln von Israel Silvestre und 91 Textseiten, mit gestochenem Kopfstück und Initiale. Zweiter Teil mit sechs doppelseitigen gestochenen Tafeln von Le Pautre (mit Ausnahme der zweiten Tafel von François Chauveau), 34 Textseiten, einem gestochenen Kopfstück und Initiale. Durchgehend breitrandiges, sauberes Exemplar. Marmorierter Ganzmaroquin-Einband der Zeit mit dem Wappensupralibros von Ludwig XIV. auf beiden Deckeln. Außergewöhnlich wohl erhaltenes Exemplar. Erstes Titelblatt im unteren Teil hinterlegt und ergänzt. Seite 49 im ersten und die Tafeln „troisième“ und „sixième Journée“ im zweiten Teil außerhalb des Druckes etwas beschnitten.

9.800,–

Vinet 505, 507; Berlin Katalog 3001, 3003; Ruggieri 507, 510. Zwei verschwenderisch ausgestattete Festbücher aus der Herrschaft des Sonnenkönigs mit den unvergleichlichen Tafeln von Silvestre u.a. Der erste Teil mit Tafeln von Silvestre ist die erste große Beschreibung der Festlichkeiten während der Herrschaft des Sonnenkönigs Ludwig XIV. (im Mai 1664) zur Grundsteinlegung des heutigen Schlosses von Versailles. Mehr als sechshundert Gäste besuchten die Paraden, Reiterschlachten, das Theater (mit Musik und Ballett, darunter Aufführungen von Molières La Princesse d’Elide und die Uraufführungen von Tartuffe und Georges Dandin) und das Feuerwerk, um die seit 1661 in Versailles erzielten Neu- und Umbauten zu feiern, mit dem Titel „Die Freuden der verzauberten Insel“. Der Titel wurde von einer Episode aus Ariostos „Orlando Furioso“ inspiriert, in der die Zauberin Alcina Ruggiero und seine Ritter auf ihrer verzauberten Insel festhält. Um sich zu amüsieren, nahmen die Gefangenen am Ring teil und besuchten ein Theaterstück und ein Ballett. Die Szenerie wurde von Charles Vigerani entworfen und die Beschreibung der Ereignisse von Charles Perrault. Der zweite Teil beschreibt die sechs Festtage zwischen dem 4. Juli und dem 31. August 1674 zur Feier der Rückeroberung der Provinz „Franche-Comté“ und umfasste Lullys Oper „Alceste“, ein Konzert im Trianon- Garten, Molières „Le Malade Imaginaire“, ein Bankett und ein Feuerwerk und Beleuchtung rund um den „Grande Canal“. Außergewöhnlich wohlerhaltenes Exemplar. Erstes Titelblatt im unteren Teil hinterlegt und ergänzt. Seite $9 im ersten und die Tafeln „troisième“ und „sixième Journée“ im zweiten Teil außerhalb des Drucks etwas beschnitten.
Grimmelshausen, Johann Jakob Christoffel von. Des Abenteuerlichen Simplicissimi | Ewig-währender Calender/ | Worin-nen ohne | die ordentliche Verzeichnus der unzehlbar | vielen Heiligen Täge auch unterschiedliche | Curiose Discursen von der Astronomia, Astro-logia, Jtem den Calendern/ Nativitäten/ auch allerhand Wunderbarli-Ichen Wahr- und Vorsagun-gen/ mit untermischter Bauren-Practic/| Tag- und Zeitwehlungen/ &c. | Nicht weniger | Viel Seltzame/ jedoch Warhaffte Wunder-Geschichten/ | und andere Merkwürdige Begebenheiten/ samt Beyfügung etlicher | Künst- und Wissenschafften befindlich. | Woraus ein Jeder/ der nur Lesens uns Schreibens kündig/| nicht allein Jedes Jahr die beweglichen Feste und dergleichen Ding/ so zu | Einem Calender notwendig erfordert werden/ leichtlich finden: | Sondern auch lernen kan/ Jhm und andern die Nativität zu stellen/ | und aus fleissiger observation künfftig Gewitter/ Krieg/ Kranckheit/ | Frucht- und Unfruchtbarkeit vorzusagen. | Nürnberg, Wolf Eberhard Felßecker [am Schluss: Gedruckt in Fulda, Marcus Bloß, 1670. 236 (pag. 234) S. (59/60 doppelt paginiert). Mit gestochenem Frontispiz, rot-schwarz gedrucktem Titel mit Holzschnitt-Verlegermarke sowie mit einigen schematischen Textholzschnitten. Quarto. Etwas späterer Ganzpergamenteinband.

5.800,–

Goedeke III, 252, 9b; Faber du Faur 1173; Seebaß-Edelmann 353; Koschlig, Grimmelshausen 239 Anm.; Scholte 223 Anm.; Dünnhaupt III, 1842, 12.2; Battafarano 41; Scholte S. 16 und Taf. V und IX. Überaus seltene und wohlerhaltene, erste Ausgabe und zugleich der erste Druck aus der ersten Officin in Fulda. „Grimmelshausen’s most ambitious work“ (Faber du Faur). – „Keine der vergleichbaren Schriften der Epoche erreicht den Rang von Grimmelshausens Ewigwährendem Kalender. […] Von der größten Bedeutung ist es aber, daß man den Charakter des Kalenders als einer versteckten Poetik erkannt hat.“ (Haberkamm im Beiheft zum späteren Nachdruck). – Nach Scholte und Faber du Faur geht das bemerkenswerte Frontispiz auf eine Vorzeichnung Grimmelshausens zurück; es zeigt die Mitglieder der Simplicianischen Familie, in der Mitte ein Porträt von Grimmelshausen, das bis zur Entdeckung des Gemäldes auf einer Londoner Auktion 2005 als einziges verbürgtes Porträt galt. „Dieses Buch […] ist für Grimmelshausens Arbeitsweise ungemein belehrend. Wir sehen hier, wie er Anekdoten […] sammelte, die in passender Bearbeitung zum Teil in die Simplicianischen Schriften übergegangen sind; wir finden hier Mitteilungen über sein Leben und über seine Schwarzwaldumgebung […] wir können hier schließlich auf Schritt und Tritt verfolgen, wie er selbst studiert und wie er das Gelernte seinen Lesern mitteilt.“ (Scholte)
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Seltene Ausgabe „Türkischer Brief“ (Pius II.) mit muslimischem Reiter.

Pius PP. II (Piccolomini Enea Silvio). Epistola, ad morbisanum Turcarum principe, qua monet, ab insana Mahumetica lege recedat verae solidamque Evangelicae legis eruditionem amplexet, cui adhibita est Morbisani … Coloniae, ex off. Eucharij Cervicorni. [Köln, E. Cervicornus], 1532. 50 nn Bll. Mit einer Holzschnittdruckermarke auf dem Titelblatt und dem letzten weißen Blatt und einem ungewöhnlichen Holzschnitt eines Türkischen Kavalleristen auf seinem Pferd. Flexibler Pergamenteinband der Zeit. Kleine Wurmgänge auf dem vorderen Deckel und den ersten Blättern.

3.800,–

VD 16, K 216; Göllner I, 445; Adams, 2, 1348. Der berühmte „Türkenbrief“ des Papstes Pius des zweiten (Piccolomini Enea Silvio) in der äußerst seltenen, mit dem Holzschnitt eines Türkischen Reiter illustrierten Ausgabe bei Cervicornus in Köln. Der Papst versuchte in diesem wohl historischen Brief Sultan Mehmed II. den Eroberer von der Falschheit seines Glaubens zu überzeugen und ihn zur Konversion zu bewegen. Der berühmte Holzschnitt wird der Dürer-Schule zugeordnet (vgl. Dodgson 1903, 1911, Catalogue of Early German and Flemish Woodcuts in the BM, 2 vols (1.359.30). Hollstein/German engravings, etchings and woodcuts c.1400–1700 (30). Diese Ausgabe ist von größter Seltenheit.

Schumachers monumentales Künstlerbuch mit „sieben Siegeln“.

Schumacher, Emil. Ein Buch mit sieben Siegeln. 1. Druck der Tukanpresse. Heidelberg, Tukanpresse im Verlag Gerhard Rothe, 1972. Folge von 7 (2 farbigen) Original-Aquatinta-Radierungen. Lose Bogen in grün-grauer Original-Leinwand-Kassette mit Deckelillustration und -titel in Schwarz. Groß-Folio.

7.500,–

Beck/Eggeling 14/15; Papiergesänge 120. Die seltene Mappe enthält sieben Aquatinta-Radierungen, fünf davon einfarbig und zwei davon mehrfarbig, teilweise mit Prägedruck. Die Grafiken entstanden in den Jahren 1971–1972. Format 55 × 38 cm, Papierformat 62 × 45 cm. Exemplar 20/60 (Gesamtauflage 75). Im Druckvermerk vom Künstler signiert. Auf schwerem Hahnemühle-Kupferdruckbütten. Die sieben Aphorismen des Künstlers wurden aus der Leichten Helvetica gesetzt und jeweils auf die linke Seite der Doppelblätter gedruckt. Mit Titel und Druckvermerk insgesamt neun lose Doppelblätter in Original-Leinenkassette. „Der Künstler hat Aquatinta, Linienätzung und Kaltnadelradierung kombiniert. Die Linien verleihen der Komposition ihre Tiefenwirkung. Durch den nuancierten Auftrag wirken die Farben zuweilen fast immateriell, was die intensive Ausdruckskraft der Radierungen noch verstärkt. Als bildliche Siegel stehen sie in enger Verbindung zu den gegenüberliegenden‚ sprachlichen Siegeln‘ […], in denen Schumacher einige künstlerische Probleme, mit denen er sich in seinem Werk besonders auseinandergesetzt hatte, erörtert.“ (Papiergesänge) Erschienen als erster Druck der Tukanpresse des Galeristen Wolfgang Rothe. Bis 1975 folgten Editionen von Bernard Schultze, Peter Ackermann, Stefan Wewerka, Günther Uecker und anderen.
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