37. Antiquaria Ludwigsburg, 15.-17. Juni 2023

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Trutz Nachtigall im ersten Abdruck der ersten Ausgabe mit 24 Notenkupfern – aus der Familie von Spee.

Spee von Langenfeld, Friedrich. Trutz Nachtigal, oder Geistlichs- Poetisch Lust-Waldlein, Deßgleichen noch nie zuvor in Teutscher sprach gesehen. Durch Den Ehrw: P. FRIDERICUM SPEE; Priestern der Gesellschaft JESU, Jetzo nach vieler Wunsch vnd langem anhlaten zum erstmahl in Truck verfertigt. Cöllen jn verlag Wilhelmi Friessems Buchhändlers in der Tangaß im Ertz-Engel Gabriel, 1649. Kupfertitel, Titelblatt, 6 Bll. Vorstellung, 341 S., [3] S. [Reg. und Err.] und 24 gestochene Notentafeln. Ganzpergamenteinband der Zeit mit spanischen Kanten in Pergamentschatulle mit Buntpapierverkleidung.

13.500,–

Dünnhaupt V, 3933, 3.I; Grasse VI, 462; Jantz II, 2362; Goed. III, 194, 1; Graesse VI, 462.; De Backer-Sommervogel VII 1427, 5; Faber du Faur I 975. Erste Ausgabe in erstem Abdruck. Das wohl „bedeutendste Liederbüchlein der Jesusminne“, es erschien erst nach Spees Tod. Einzelne Lieder wurden bereits im „Geistlichen Psalter“ 1638 abgedruckt.
Die vorliegende Erstausgabe erschien in zwei Varianten, diese ist die erste, mit dem Schlusswort „fahl“ auf S. 255. (In der zweiten, korrigierten Variante lautet es „führet“. (Dünnhaupt ebd.) Die „Trutz Nachtigall“ gilt als wichtigstes Werk der deutschen Sprache im (katholischen) Barock und lehnt sich formal und sprachlich der sogenannten „Schäferdichtung des Vergil an“ (vgl. J. B. Diel, F. v. Spee, S. 89) und stach aus einem Umfeld, das überwiegend „Lateinisch dichtete und Französisch sprach“ (ebd.) bewusst heraus. So schreibt Spee in der Vorrede „TrutzNachtigal wird diß Büchleien genandt, weiln es trutz allen Nachtigallen süß, vnd lieblich singet, vnnd zwar auffrichtig Poetisch: also daß es sich auch wol bey sehr guten Lateinischen vnnd anderen Poeten dörfft hören lassen. Daß aber nicht allein in Lateinischer sprach, sondern auch sogar in der Teutschen man recht gut Poetisch reden vnnd dichten könne, wird man gleich aus diesem Büchlein abnehmen mögen, vnd mercken, daß es nicht an der sprach, sondern vielmehr an den personen, so es einmal auch in der Teutschen sprach wagen dörfften, gemangelt habe. Derohalben habe ich solchen zu helffen vnderstanden, vnd befliessen mich zu einer recht lieblichen Teutschen Poetica die baan zu zeigen.“
Einige Zeilen später findet sich in der Vorrede auch ein hilfreicher Tipp für die Lesenden: „Der Leser soll aber gute acht geben, daß er im lesen keinen buchstaben oder syllaben verändert, vnnd der Schlag vnd Klag vnartig werde.“ (Vorrede ebd.) Wie ungewöhnlich und neuartig sein Sprachgebrauch in diesem Buch ist, zeigt sich unter anderem in der Tatsache, dass sich bei Grimm (Deutsches Wörterbuch) mehrere Dutzend Erstnennungen finden, also Worte, die sich in der „Trutz Nachtigall“ zum ersten Mal gedruckt finden. So übernimmt der Kölner Jesuit auch Teile seines ripuarischen Sprachidioms in die Schriftsprache, was der Forschung bis heute ein weites Betätigungsfeld beschert. Aber auch Lehnworte aus dem Lateinischen, wie etwa bei „Dialekt“, was bei Grimm „aus lat. dialctus im frühsten beleg mit schwachen plur.“ (DWB Bd. 6, Sp. 852, Z. 21) ebenfalls als Erstnennung identifiziert wird. „Der Notenanhang [auf 24 gestochenen Notenkupfern] für bezifferten Baß und Solostimme fehlt in einem Teil der Auflage. […] Als Komponist wird Jacob Grippenbusch vermutet; vgl. Arnold Schmitz, in: Z. f. Musikwiss. 4 (1921/22).“ (Dünnhaupt ebd.)
Unser Exemplar war eine Schenkung aus der Familie von Spee an den Bonner Kirchenhistoriker Prof. Dr. August Franzen. Zu Spee von Langenfeld und seiner Familie findet sich Genaueres in: Westfälische Zeitschrift 165 (2015) S. 160 f. Der Pergamenteinband gedunkelt, aber wohlerhalten. Das gestochene Titelkupfer etwas angerändert und an den Kanten sorgsam hinterlegt; Buchblock teilweise mit winzigem Wurmgang, jedoch ohne Textverlust, das letzte Blatt (Errata) mit einem kleinen Loch mit minimalem Textverlust. Vereinzelt etwas fleckig, insgesamt aber gut erhaltenes Exemplar mit einmaliger Familien- Provenienz in repräsentativer Präsentationbox, in dieser ersten Druckfassung quasi unauffindbar.
(C) Foto: Michael Solder

„Galerie der Philosophen“ in Ölgemälden.

Sammlung von 8 Ölgemälden auf Holz oder Leinwand der Philosophen d’Alembert, Bacon, Buffon Hegel, d’Holbach, Kant, Laclos und Montaigne. Nach den bekannten Originalen gemalt und gerahmt, in verschiedenen Formaten.

Einzelverkauf

Jean-Baptiste le Rond d’Alembert (1717–1783): Ölgemälde auf Leinwand
60 × 50cm/72 × 62cm
Francis Bacon (1561–1626): Ölgemälde auf Holz
50 × 40cm/72,5 × 62cm
Georges-Louis Leclerc de Buffon (1707–1788): Ölgemälde auf Leinwand
60 × 50cm/76,5 × 64cm
Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831): Ölgemälde auf
Leinwand 23 × 28cm/32 × 38cm
Paul-Henri Thiry d’Holbach (1723–1789): Ölgemälde auf
Leinwand 69 × 49cm/73,5 × 55,5cm
Immanuel Kant (1724–1804): Ölgemälde auf Leinwand
23 × 28cm/32,5 × 38
Pierre-Ambroise-Fr. Choderlos de Laclos (1741–1803): Ölgemälde
auf Leinwand 62 × 52/77 × 67cm
Michel Eyquem de Montaigne (1533–1592): Ölgemälde auf
Holz 49,5 × 39,5/58 × 69cm

Engelbrecht, Martin. (Diorama) Perspectivische vorstellung einer Statt- Kulissenbild in 6 konturbeschnittenen und kolorierten Kupfertafeln. Augsburg, 1735. Oktav (16,6 × 11,5 × 4,5 cm). Montiert in eine Buchattrappe. Schweinslederbandes des 16. Jahrhundert mit Buntpapierschachtel.

VERKAUFT

Milano S. 155; siehe Museum De Lakenhal, Leiden. Raffiniert gefertigtes Diorama von 6 auf Karton montierten, konturbeschnittenen und kolorierten Kupfertafeln (14 × 9 cm). Die oberen 5 Kupfer sind einzeln entnehmbar in einer Buchattrappe unter Verwendung eines klassischen Schweinslederbandes des 16 Jahrhunderts mit reichlicher Blindprägung. In dieser Art der Ausführung kein weiteres Exemplar nachweisbar.
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PMM aus der Bibliothek Mazarin. – Bossuet, Jacques Bégigne. Discours sur l’Histoire universelle à Monseigneur le Dauphin: pour expliquer la suite de la Religion & les changemens des Empires. Paris, Sebastien Mabre-Cramoisy, 1681. [2nn Bll.], 561 S. [3 nn Bll.]. Quarto. Ganzledereinband der Zeit (restauriert) mit Wappensupralibros auf beiden Deckeln (Kardinalswappen Jules Mazarin).

€ 2.000.-

Brunet I 1134; Cioranescu 14031; Le Petit p. 420; PMM 157; Quérard I 427–28; Tchemerzine II 365–66. Erste Ausgabe. „Diese ‚Abhandlung über die Weltgeschichte‘ ist das letzte nennenswerte Unternehmen dieser Art Universalgeschichte, die mit dem hl. Augustinus beginnt und den Lauf der Menschheitsgeschichte als durchgehende Manifestation der göttlichen Vorsehung interpretiert, welche die Menschheit ihrem Seelenheil entgegenführt. Bossuet war der berühmte Hofprediger Ludwigs XIV., dessen gallikanische Kirchenpolitik er gegen die römische Kurie verteidigte.“ (PMM ebd.)

Beide Deckel tragen das Wappen des Kardinals Mazarin. Jules Mazarin, eigentlich Giulio Mazzarino, er unterzeichnete aber bis zu seiner Übersiedlung nach Frankreich als Giulio Mazzarini, (* 14. Juli 1602 in Pescina, Königreich Neapel; † 9. März 1661 im Schloss Vincennes, Königreich Frankreich) war ein französischer Diplomat und Kardinal italienischer Abstammung, seit 1659 Herzog von Nevers und Rethel sowie von 1642 bis 1661 regierender Minister Frankreichs als Nachfolger von Kardinal Richelieu. Zeit seines Lebens war Mazarin ein begeisterter Bücherliebhaber und baute sich eine Privatbibliothek auf. Diese umfasste mehr als 5.000 Werke, die nach seinem Tod dem Collège des Quatre Nations in Paris vermacht wurden, aus dem später die älteste öffentliche Bibliothek Frankreichs hervorging, die Bibliothèque Mazarine, welche 1691 im Ostflügel des drei Jahre zuvor nach den Plänen von Louis Le Vau vollendeten Collège des Quatre Nations (1662–1688) eröffnet und dem Publikum zugänglich gemacht wurde. Ein Buchpreis von 1698 dieses Collège ist der vorliegende Band, wie ein Widmungsblatt auf dem Vorsatzblatt verrät. Auf dem Innendeckel ist eine gestochenes Wappen-Exlibris von Henry Seymour Esq. zu sehen.
Einzig bekanntes vollständiges Exemplar im Handel seit 1927. – Pona, Francesco und Johann Helwig (Übers.). Ormund Das ist, Lieb- und Helden-Gedicht, in welchem des Hoflebens Sitten, Gefahren und seltene begebenheiten eigentlich ab- und ausgebildet werden Durch einen Liebhaber der Teutschen Muttersprache in das Teutsche übergesetzet [von Johann Helwig]. Frankfurt, Johann David Zunner, 1648. [22 nn Bl.], 289 S. Mit einem gestochenen Titel und 16 Kupfertafeln. Duodez. Ganzpergamenteinband der Zeit mit handschriftlichem Rückentitelschildchen und spanischen Kanten.

VERKAUFT

VD17 3:308850Z; Hausmann Nr. 0943; Bircher, A; 166; Faber du Faur, no. 555; Goedeke III 112, 58, 1 und Hayn-G. VI 249 nennen nur die 2. Auflage von 1666; Dünnhaupt 528, 22 zu Birken. Äußerst seltener („the first edition seems to have been almost entirely lost“ (Faber ebd.)), prächtig illustrierter Ritterroman von Johann Helwig. Hier erstmalig nach dem italienischen Original ins Deutsche übersetzt. Die Widmungsgedichte sind laut Dünnhaupt von Sigmund von Birken, weitere aber auch von Harsdörffer, Volckamer, Klaj, Samuel Hund, Lochner und Christoph Arnold. Sehr wohlerhaltenes Exemplar in zeitgenössischem Ganzpergamenteinband, die hübschen und originellen Kupfer in kräftigem Abdruck. Wir konnten kein vollständiges Exemplar auf Auktionen seit 1927 nachweisen und auch die wenigen Exemplare in Bibliotheken und Digitalisaten sind meist unvollständig. „The story, intricate and full of knightly romanticism, is based on actual occurrences, and Spanish, Italian, French, and English backgrounds are introduced, although not really Identified.“ (Faber ebd.)
Erste Kölner Polizei- und Plebiszitverordnung 1562. – Rat, Köln. Abdruck vnd gemeiner begriff der Pollicey, Ordnungen, Plebisciten vnnd Statuten der alten Löblichen Freyen Reichs Stadt Cöllen etc. O.O., o.V., 1562 [MDLXII]. [Titelblatt in rot/ schwarz gedruckt], [4], lj [i.e. 51] Bl. Royal-Quarto. Flexibler Pergamenteinband mit Lederschließbändern unter Verwendung einer Notenhandschrift.

€ 2.400 .-

VD16 ZV 9096; Äußerst seltene, erste ausführliche, gedruckte Polizei- und
Plebiszit-Verordnung der Stadt Köln. Breitrandiger schöner Druck, sehr wohlerhalten
mit nur leichten Bräunungen.

Ilias mit Eustathius Kommentar. – Homer Eustathius Thessalonicensis und Nikolaus Majoranus (Hrsg.). ΕΥΣΤΑΘΙΟΥ ΑΡΧΙΕΠΙΣΚΟΠΟΥ ΘΕΣΣΑΛΟΝΙΚΗΣ ΠΑΡΕΚΒΟΛΑΙ ΕΙΣ ΤΗΝ OΜΗΡΟΥ Ιλιαδα και Οδυσσειαν (…). Eustathiu Archiepiskopu Thessalonikes Parekbolai Eis Ten Homeru Iliada kai Odysseian meta euporotatu kai pany ophelimu pinakos; Eis ten lambda, kai tas ephexes heos telous, Iliados Homerou, rhapsodias Eustathiou parekbola. Ilias Kommentar, zweite Hälfte. Basel, Froben, 1560. SS. [753] – 1519; [133] S. Register. Folio. Ganzpergamenteinband der Zeit über fünf Bünde.

€ 2.500 .-

Hoffmann II, 116; E. Legrand, Bibliographie Hellenique, etc. Vol. I, p. 2337– 238. Zweite Hälfte ab Buch Lambda (11–24) des berühmten Ilias Kommentars von Eustathius von Thessaloniki, der umfangreichste erhaltene, und eine der wichtigsten Text- und Kommentarquellen für Homer überhaupt. Der Griechische Text der Ilias wurde von Froben monumental mit dem umlaufenden griechischen Kommentar von Eustathius gesetzt. Angebunden das Gesamtregister mit Wortindex. Stempel verso Zwischentitel. Etwas wasserrandig. Von größter Seltenheit.

VERKAUFT

Maupin in Erster Deutscher Ausgabe. – Maupin. Versuche über die durch die erste Gährung zu bewürckende Verschönerung aller so woh edlen als unedlen Weine, oder: Die Kunst den Wein zu machen: zum Gebrauch aller Weinbergbesitzer, Nebst den allerwesentlichsten Lehr-Sätzen nach welchen die Weine behandelt werden müssen. Durch den Herrn Maupin. Zerbst, im Verlage der Zimmermannischen Handlung, 1773. [1 nn Bl.], 100 S. Klein-Oktav. Halbleinen des 19. Jahrhunderts mit Buntpapierbezug und neuerem Titelrückenschild.

€ 3.500 .-

Schöne 4; 11770; Becker, Versuch … Nahrungsmittelkunde 1.II., S. 995, Nr. 6296; Gatterer Literatur des Weinbaus aller Nationen 2 § 3; nicht im VD18. Äußerst seltene erste deutsche Übersetzung des „Maupins“ (L’art de faire le vin, EA 1763), eines der wichtigsten Weinbücher überhaupt, mit der Beschreibung dessen, was später die „Methode Maupin“ genannt wurde. Etwas fleckig.
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